Nixenjagd by Mischke Susanne

Nixenjagd by Mischke Susanne

Autor:Mischke, Susanne [Mischke, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3401800779
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2017-01-03T00:00:00+00:00


33

Franziska schlenderte neben ihrer Tante durch die sonntäglich leere Fußgängerzone und lauschte halbherzig deren Bericht über ihre Nordmeer-Kreuzfahrt. Das Eiscafé hatte acht Tische und Sonnenschirme draußen aufgestellt, es war der einzige Ort im Zentrum der Kleinstadt, an dem Leben herrschte. »Ich werde ein gutes, altes Bananensplit nehmen«, sagte Tante Lydia. Pfeif auf die Kalorien. Und du?« Franziska antwortete nicht. Sie hatte sich schon mal nach zwei freien Plätzen draußen umgesehen und dabei hatte sie fast der Schlag getroffen. Paul, Alexandra und seine Mutter saßen am äußersten Tisch, jeder hatte einen bunten Eisbecher vor sich. Als Paul Franziska sah, schien er einen Augenblick verlegen zu sein. Aber dann fing er sich wieder und hob lässig die Hand. »Hallo«, sagte er. Seine Mutter und seine Schwester folgten seinem Blick. Zwei, drei Sekunden lang stand Franziska reglos da und starrte ihn an. Seine Mutter und seine Schwester wiederum starrten Franziska an. Kein Wunder, ihr Benehmen musste ja ziemlich befremdlich wirken. Schließlich presste Franziska ein Hallo heraus und wandte sich abrupt ihrer Tante zu, die soeben den frei werdenden Tisch direkt neben der versammelten Familie Römer ansteuerte. »Ich möchte lieber drinnen sitzen«, wisperte Franziska und hielt ihre Tante am Arm fest.

»Drinnen?«, entgegnete Lydia viel zu laut. »Bei dem schönen Wetter? Hier ist doch Schatten.« »Bitte«, zischte sie und sah ihre Tante eindringlich an. Die kapierte endlich, dass Franziskas Wunsch tiefere Ursachen hatte, und betrat mit ihrer Nichte den Eissalon, in dem ein Deckenventilator träge die warme, stickige Luft umrührte. »Aber lass uns wenigstens in der Nähe der Tür sitzen«, bat Lydia. Franziska setzte sich so, dass sie ins Innere des Lokals schaute. Warum war er schon hier? Warum hatte er ihr nicht mitgeteilt, dass er früher nach Hause kommen würde? Franziska kam zu dem Schluss, dass sie die ganze Situation wohl falsch eingeschätzt hatte. Sie war für ihn nicht mehr als eine Klassenkameradin, mit der er aus purer Langeweile mal spazieren und ins Kino gegangen war. Niemand, den man über sein Kommen und Gehen informieren musste. Je eher sie sich damit abfand, desto besser. Der Besitzer des Cafés erschien mit dem üblichen Palaver. Franziska war sowohl die Lust auf Italo-Charme als auch auf Eis vergangen. Nur um Tante Lydia nicht zu enttäuschen, bestellte sie einen Amarena-Becher. »Bananen-Split und einen Campari-Soda, aber eiskalt«, orderte Lydia und fragte dann ihre Nichte: »Was stimmte denn nicht mit dem Tisch da draußen?« »Der Tisch war in Ordnung. Nur nicht die Nachbarschaft.« »Ah, ja«, sagte Lydia gedehnt. »Hübscher Junge. Geht er in deine Klasse?« »Ich würde jetzt gerne von was anderem reden, bitte.« »Teenager«, seufzte Lydia und lächelte wissend, während sich Franziska eisern zwang, sich nicht umzudrehen.



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